Azzurrotel

= azurblaues rollendes Hotel

Phase 1:
Vorüberlegungen

Wir wollen ein Fahrzeug, in dem man mit zwei Personen wohnen und bequem fahren kann. Und es darf etwas größer und wetterunabhängiger sein als unser geliebter VW T5 California Beach.

Also auf zum VW-Händler …

Das Basisfahrzeug ist ein T6 Transporter mit langem Radstand und ringsherum Fenster. Mit der Heckklappe des California (also mit der genialen Campingstuhlunterbringung und Verdunkelung) und Schienenboden vom Multivan (damit unsere bestehenden Campingmöbel und der Zusatzsitz wieder passen). Ohne Tüddelfitz in Form von überflüssigen Assistenzsystemen aber mit Standheizung und Tempomat. Dank der „Business Unit Spezialfahrzeuge“ alles kein Problem.

Dazu ein festes Hochdach von Polyroof. Das hat zwar den Nachteil, dass man nicht mehr in eine Tiefgarage fahren kann, aber den Vorteil, dass man dem schlechten Wetter in Form von Regen und Kälte nicht mehr so ausgesetzt ist und das Starten am Campingplatz ruck-zuck geht.

Energieversorgung und Heizung

Diesmal machen wir nicht den Anfängerfehler, auf die Standheizung zu verzichten. Dafür ist es in Mitteleuropa einfach zu oft zu kalt! Wir entscheiden uns für die „Dieselheizung“: Gasflaschen schleppen macht kein Spaß und die nehmen auch viel Platz weg. Diesel hat man immer dabei; notfalls tankt man bei kalter Witterung noch mal voll, bevor man auf den Campingplatz fährt. Dabei muss man aber beachten, dass die Heizung auch Strom benötigt – also Ladegerät für die Batterie am besten immer dabeihaben und am Campingplatz an die Steckdose hängen. Achtung: man benötigt beim T6 anders als beim T5 tatsächlich zwei Ladegeräte! Die Lichtmaschine lädt beim Fahren zwar beide Batterien, aber ein an die Starterbatterie angeschlossenes Ladegerät lädt eben nur die Starterbatterie – für die Zusatzbatterie benötigt man ein zweites Ladegerät. Das wird besonders wichtig beim Betrieb der Standheizung, da diese nur anspringt, wenn der Ladezustand der Zusatzbatterie ausreichend ist. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass mit einer vollgeladenen Starterbatterie und einer ziemlich leeren Zusatzbatterie der Betrieb der Standheizung nicht möglich ist.

Die restlichen Stromverbraucher wollen wir am liebsten komplett auf 12-Volt-Basis. Die Batterien können bei schönem Wetter über unsere Solaranlage geladen werden. Dank der Anschaffung eines extrem sparsamen Kühlschrankes funktioniert das auch wie geplant. Ansonsten brauchen wir noch Licht (da gibt es eine LED-Kette) und Ladestrom für Smartphones und Kamera und E-book-Reader. So sind wir im Grunde unabhängig von der Stromversorgung am Campingplatz; die ist zwar theoretisch meistens vorhanden, aber in der Praxis gibt es nicht immer freie Steckplätze und manchmal sogar unfreundliche Zeitgenossen, die einem den Stecker rausziehen – was in unserem Fall sehr unfreundlich ist, da sich in unserem Kühlschrank kühlpflichtige Medikamente befinden.

Da ich ab Sommer 23 auf ein Elektrofahrrad umgestiegen bin, benötigen wir mehr Strom. Für das Fahrrad gibt es ein 220 Volt Ladegerät, welches eine Ladespannung von 42 Volt zur Verfügung stellt. Um dieses Ladegerät zu betreiben habe ich einen Wechselrichter mit einer Leistung von 300 Watt angeschafft. Standardmäßig ist an dem Wechselrichter ein Zigarettenanzünderstecker angebaut, das geht aber nur für kleine Verbraucher, so bis 50 Watt. Da das Ladegerät eine Stromaufnahme von 250 Watt hat, muss es mit einem Entsprechend dickem Kabel direkt an der Batterie angeschossen werden, dort fließen 22 Amper, dafür braucht man ein 4 mm² Kabel. Der Wechselrichter ist über einen Solarstecker für 40 Amper steck bar angeschlossen. Zusätzlich habe ich 2 Solarpanels, eins mit 120W uns eines mit 80 W. Das reicht, um die Batterie im Laufe des Tages voll zu laden, um dann Abends das Fahrrad anzuschließen. Da jedes Solarpanel über einen eigenen Laderegler verfügt, gibt es auch bei Abschattung eines Panels keine Ladeunterbrechung.

Phase 2:

Abholen des Fahrzeugs bei Polyroof in Dransfeld

Der auszubauende Innenraum im Originalzustand



Phase 3: Ausbau zum Campingfahrzeug

Steckdose für die 220-Volt-Versorgung. Das Kabel wird unter dem Teppich des Fahrerhauses entlang durch vorhandene Öffnungen in den Motorraum geführt. Der Stecker liegt so geschützt unter der Motorhaube – die auch im geschlossenen Zustand einen genügend breiten Spalt lässt, um ein Standardkabel nicht abzuklemmen. Auf diese Weise spart man die rostverursachenden Löcher im Blech, die bei den handelsüblichen Außensteckdosen im Lauf der Jahre meist entstehen.

der dritte Sitz – dank Schienensystem frei im Raum verschiebbar

Betten-Unterkonstruktion und Küchenschrank – beides wurde vom Vorgänger T5 California Beach übernommen, aber modifiziert. Das kombinierte Bett-Schrank-Möbel soll mit wenigen Handgriffen vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer umgebaut werden können: Sitz umklappen, Füße einhängen, Bretter nach vorne klappen, Matratzen nach vorne ziehen. Ein Teil des vorderen Brettes liegt dann auf dem Küchenschrank.

Das kombinierte Wohn-Schlafmöbel in der Schlaf-Funktion, in der Heckansicht und von innen. Um den Stauraum neben den Radkästen noch ausnutzen zu können, wurden Kisten außen am kombinierten Wohn-Schlafmöbel angebaut.


Die Küche – der Herd ist so platziert, dass das vordere Bett-Brett direkt anschließt. Rein theoretisch könnte man also Kaffee kochen vom Schlafsack aus … die Gasflasche befindet sich in einem speziellen Fach im kombinierten Wohn-Schlafmöbel

Beleuchtung mit LED-Band (alle Farben, alle Stärken – schlichtes Warmweiß ist natürlich auch möglich); Stromverbrauch 14 Watt bei maximaler Lichtstärke; das ganze Band ist so angebracht, dass eine indirekte Beleuchtung entsteht


Verdunkelung mit Thermomatten oder mit standesgemäßer Gardine (selbst genäht aus VW-lizenziertem Stoff), die mit Magnetknöpfen einfach und schnell festgemacht wird

Als neueste Errungenschaft hat das Azzurrotel seit Sommer 2020 nun auch ein Fach für den Transport eines E-Pianos (ein echtes Klavier lässt sich definitiv nicht unterbringen 🙂 , aber für den Urlaub reicht ja ein einfaches E-Piano). Zum Spielen wird das E-Piano auf zwei Holzwinkel gelegt, die am Küchenblock befestigt werden, und der dritte Sitz etwas nach vorn geschoben und um 90 Grad gedreht.